• Die Vier Aspekte

Die Vier Aspekte

Tango ist eine vielschichtige Interaktion. Der tiefste Aspekt ist die Interaktion mit unserem eigenen Bewusstsein, wie in jeder ernsthaften Kunstform. Dieser Aspekt durchdringt alle anderen – erst durch die bewusste Annäherung sind wir in der Lage, den Tanz überhaupt zu analysieren. Davon abgesehen, möchte ich vier Hauptaspekte dieses Tanzes isolieren:

Choreographie

Der Tango ist am allgemeinsten für seine Choreographie bekannt, die auf dem rhythmischen Gehen in einer Umarmung mit dem*r Partner*in basiert. Er hat auch eine bestimmte charakteristische Koordinierung der Unterkörper der Partner*innen, für die dieser Tanz „ein Dialog der Füße“ genannt wurde. Im besten Fall ist dieser Dialog eine spontane Improvisation.

Musikalität

Der Tango hat eine besondere rhythmische Note, die man auch dann durch Hören erkennen kann, wenn man niemanden tanzen sieht. Im Gegensatz zu den meisten anderen Tanzmusikstilen ist er ein „gehender Rhythmus“. In Buenos Aires erreichte diese Musik vor allem in den 1940er Jahren einen sehr hohen Grad an Raffinesse. Der Tanz wurde entsprechend verfeinert. Es entwickelte sich eine große Freiheit im Pausieren, Verlangsamen, Beschleunigen und Synkopieren.

Partnerverbindung

Tango wird meist sehr eng mit dem*r Partner*in getanzt. Die Hände sind in der Regel ruhig, behalten eine Umarmung bei, die Körper sind entweder in Kontakt oder sehr nahe beieinander. Im besten Fall bilden die Partner ein organisches Ganzes, das sich wie ein gemeinsamer Körper mit vier Beinen anfühlen kann, während gleichzeitig die Integrität und die Freiheit der individuellen Bewegung erhalten bleiben.

Körperarbeit

Eines der größten Merkmale dieses Tanzes ist, dass er im Idealfall auf einem guten, natürlichen Gehen basiert. Daher auch der bekannte Spruch der Alten „Tango tanzen ist wie gehen auf der Straße“. Es ist keine spezielle Technik, kein besonderes „Hüpfen, Hopsen oder Springen“ erforderlich, wenn man weiß, wie man gut gehen kann. Zu lernen, wie man eine richtige natürliche Bewegung entwickelt, ist gleichzeitig die schwierigste und die befreiendste Übung in diesem Tanz.

Ich werde jeden dieser Punkte in den entsprechenden Abschnitten im Detail besprechen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich mit der Tatsache abgefunden habe, dass dieser Tanz am grundlegendsten von einer guten Körperarbeit und danach von einer guten Partnerverbindung abhängt. Wenn diese beiden sich verbessern, eröffnet sich die Freiheit der Musikalität und der Choreographie wie von selbst. Die effektivste Arbeit am eigenen Tango kann mit einem Baum verglichen werden, mit der Körperarbeit als Wurzel, der Partnerverbindung als Stamm, der Musikalität als Ästen und der Choreographie als Blättern und Blüten. Die Stärkung der Wurzel ist das, was alles andere zum Wachsen bringt. Auf dieser Website werde ich den „Baum“ von oben nach unten besprechen – auf diese Weise wird, wenn ich zu „den Wurzeln“ komme, klar, wie die grundlegenderen Aspekte alles „darüber“ ermöglichen. In der Praxis wächst dieser Tanz von unten nach oben: